Der Hydraulische Widder
Im April 1908 ist nach einer großen Dürreperiode eine zentrale
Wasserversorgung in Betrieb genommen worden. Im Tal des Schüsselbaches hat
man einen sogenannten „Hydraulischen Widder“ installiert. Mit dessen Hilfe ist
das Wasser in einen Hochbehälter gepumpt worden, denn elektrischen Strom
gab es noch nicht. Das Wirkungsprinzip geht auf eine Erfindung der Brüder
Montgolfier zurück: mit lediglich zwei beweglichen Teilen (einem Druckventil
und einem Stoßventil) ist im Windkessel ein Wasserdruck aufgebaut worden.
Bis in die 1970-er Jahre ist diese Quelle auch zur Wasserversorgung von Wolfersdorf genutzt worden.
Engagierte Technikfreunde des Ortes haben 2004 diesen seltenen „Hydraulischen Widder“ restauriert und für Besucher zugängig gemacht.
Technische Parameter:
Höhenunterschied Behälter/Widder: 15 m
Förderhöhe: 55 m
Fördervolumen: 8 m³/Tag
Verhältnis Treibwasser/Nutzwasser: 6,5 : 1
Grundlagen
Ein hydraulischer Widder, Stoßheber, Staudruck-Wasserheber oder Wasserwidder, ist eine mit Wasser betriebene, in Zyklen arbeitende Pumpe. Dabei nutzt der Wasserwidder den Druckstoß, um einen Teil des Wassers, mit dem er angetrieben wird, auf ein höheres Niveau zu heben. Er wird verwendet, wenn kein elektrischer Strom für eine normale Pumpe verfügbar, aber Wasser für den Betrieb in ausreichender Menge vorhanden ist.
Geschichte
Der Hydraulische Widder ist die Weiterentwicklung der im Jahre 1772 von John Whitehurst erfundenen Pulsation Engine, bei der die durch wiederholtes Öffnen und Schließen eines Wasserhahns hervorgerufene Wasserschlossschwingung eine Wassersäule über die Höhe des Zuflusses hebt.
Der Franzose Joseph Michel Montgolfier ersetzte 1796 in Zusammenarbeit mit Aimé Argand den Wasserhahn der Pulsation Engine durch ein sich selbsttätig wieder verschließendes Ventil.
Aufbau
Ein hydraulischer Widder besteht aus vier Hauptkomponenten:
einer Wasserfassung
der Triebwasserleitung mit endständigem Stoß- und Druckventil
dem „Windkessel“ als Druckbehälter
der daran angeschlossenen Steigleitung
Zusammen bilden diese Komponenten ein schwingungsfähiges System, welches mit nur einem einmaligen Anstoß in Betrieb gesetzt wird. Solange genügend Wasser zufließt, läuft die Anlage immer weiter.
Vorteile des Hydraulischen Widders
keine Energiezufuhr (Strom)
geringer Wartungsaufwand
somit auch geringe Betriebskosten
lange Lebensdauer
Funktion
Im Triebwasserschacht (Wasserbehälter), welcher mindestens 1,5 Meter Höher als die Widderanlage liegen muss, wird Wasser gesammelt. Dieser Schacht befindet sich gegenüber der Anlage im Berg auf der anderen Seite des Weges und ist über die Triebwasserleitung mit dem hydraulischen Widder verbunden. Das gewichtsabhängige Stoßventil des Widders öffnet bei erreichen eines bestimmten Fließdruckes und schließt sofort wieder. Für den Moment der Öffnung wird die potentionelle Energie des gesammelten Wassers zur kinetischen Energie. Das Schließen des Stoßventils hat eine Drucksteigerung zur Folge, die das Wasser durch ein Rückschlagventil in einen Kessel und weiter durch die Steigleitung nach oben stößt.
Die Bewegungsenergie und damit die Pumpleistung ist abhängig von der Fallhöhe und der Wassermenge in der Triebleitung. Durch Anwendung dieses einfachen physikalischen Prinzips läuft ohne Fremdenergie automatisch ein ununterbrochener, oszillierender Pumpvorgang.
Gesamte Anlage nach der Restaurierung durch interessierte Bürger
im Jahre 2004
Der eigentliche hydraulische Widder im Innern der Anlage
im Jahre 2004